Der italienische Franzose aus der frühen Barockzeit

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Mit Musik von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel hat sich der Stuttgarter Oratorienchor seit seiner Gründung immer wieder beschäftigt. Der dritte Barock-Komponist unseres diesjährigen Weihnachtskonzertprogramms und sein musikalischen Wirken ist jedoch nicht so bekannt. Es ist an der Zeit, ihn und seine Musik zu würdigen.

Marc-Antoine Charpentier – das verkannte Genie

Musiker war ich. Geachtet von den Achtbaren und als ignorant von den Ignoranten betrachtet. Weil die Letzteren in der Überzahl sind, wurde ich mehr verachtet als gelobt. Meine Musik wurde mir zur kleinen Ehre und schweren Bürde. Und so nahm ich sterbend genauso wenig weg, wie ich – mit Nichts in die Welt geboren – gebracht hatte…                                        Marc-Antoine Charpentier

Diesen ironischen und wenig optimistischen „Grabspruch“ setzte der Komponist unter seine Begräbnis-Kantate Epitaphium Carpentarii, die er für sein eigenes Begräbnis komponiert hatte.

Als Charpentier am 24. Februar 1704 mit knapp über 60 Jahren in seiner Geburtsstadt Paris stirbt, hinterlässt er ein gewaltiges musikalisches Erbe mit 28 prachtvollen Bänden. Sie enthalten Opern, Schauspielmusiken und vor allem Kirchenmusik. Mehr als 400 Motetten, 34 Oratorien und 11 Messen hat Charpentier geschrieben. Doch nach seinem Tod begann diese riesige Sammlung in der Pariser National-Bibliothek relativ rasch zu verstauben. Über Jahrhunderte blieben seine Werke vergessen.

Die Wiederentdeckung seines Te Deum erfolgte erst 1953 durch den französischen Musikwissenschaftler Carl de Nys, der im selben Jahr eine Langspielplatte mit einem Jugendchor und dem Pasdeloup-Kammerorchester aufnahm. Schon bald tönten die ersten 8 Takte dieses bis dahin „vergessenen Meisterwerks“ über die europäischen Bildschirme. Diese „Eurovisionsmelodie“, die seither immer erklingt, wenn mindestens drei europäische Länder eine Live-Sendung gleichzeitig übertragen, hatte ihre Premiere am 6. Juni 1954 mit der Übertragung des „Narzissenfests“ im schweizerischen Montreux. Die Popularität dieser Melodie führte zu einer regelrechten Charpentier-Renaissance.

Lesen Sie die biografischen Notizen zu Marc-Antoine Charpentier in unserem nächsten Beitrag…