Lesen Sie in den nächsten Wochen bis zu unserem Konzert regelmäßig Interessantes und Wissenswertes über „unser“ aktuelles Werk, den Komponisten und seine Zeitgenossen! Immer wieder tauchen im Chor Fragen dazu auf, die Enrico Trummer aus dem Stegreif kompetent während der Proben beantwortet. Mit der „Haydn-Frage der Woche“ können auch Sie dabei sein und ihr Haydn-Wissen ergänzen!
Etwas verwirrend für manchen Konzertbesucher oder Ausführenden ist die Tatsache, dass Haydns berühmte „Cäcilien-Messe“ auch als „Große Mariazeller Messe“ oder gar als „Missa Cellensis“ bezeichnet wird.
Wie kommt es denn zu den verschiedenen Titeln dieser berühmten und wunderschönen Messe von Joseph Haydn?
Tatsächlich kam bei der Suche nach der richtigen Bezeichnung dieser Messe die Wahrheit gleichsam „scheibchenweise“ ans Licht. Hier die ganze Story:
Von der Cäcilien-Messe zur Großen Mariazeller Messe
Missa Cellensis – unter diesem Titel hatte Haydn besagte Messe ursprünglich in seinen „Entwurf-Katalog“ aufgenommen. Dies führte irrtümlich zu der Annahme, dass Haydn höchstselbst seine Messe mit einer anderen Messe gleichen Namens aus dem Jahre 1782 verwechselt hätte, die ebenfalls unter dem Namen Missa Cellensis oder Mariazeller Messe dort eingetragen war.
Seit etwa 1820 nahm man aufgrund einer späteren Abschrift der Messe an, dass das heute zu hörende Werk für die Wiener Cäcilien-Bruderschaft komponiert worden war und gab ihr deshalb den Beinamen Missa Sancta Caecilia = Cäcilien-Messe, unter dem sie in der Österreichischen Nationalbibliothek eingetragen war.
Als 1969 ein Teil der verschollenen autographen Partitur in Bukarest/Rumänien aufgefunden wurde, stellte sich heraus, dass der ursprüngliche Eintrag im „Entwurf-Katalog“ Haydns keine „Verwechslung“ gewesen war: Über der handschriftlichen Partitur Haydns stand als Überschrift Missa Cellensis/in honorem Beatissimae Virginis Mariae/dal Giuseppe Haydn mpria 1766 (wobei das Kürzel mpria für manu propria=eigenhändig steht). Damit stand fest: Tatsächlich hat Haydn zwei Messen gleichen Namens komponiert, die beide der Wallfahrtskirche Mariazell in der Steiermark gewidmet sind. Man unterscheidet heute deshalb zwei Messen mit gleichem Namen: Zum einen die Große Mariazeller Messe von 1766 und zum anderen die Kleine Mariazeller Messe von 1782.
Der Stuttgarter Oratorienchor führt am Sonntag, dem 23. Juli in der St. Eberhardskirche also die „Große Marazeller Mese“ oder „Missa Cellensis“ auf. In früherer Zeit auch als „Cäcilien-Messe“ bezeichnet….