Wer würde auf Anhieb bei diesen drei Stichworten sofort auf Giacomo Puccini kommen? Wer würde seinen Namen in Zusammenhang mit sakraler Musik bringen? Was hat das alles mit einem Unfall zu tun?
Im Alter von 19 Jahren gelang dem jungen Italiener eine außerordentliche Arbeit auf kirchenmusikalischem Gebiet. Er komponierte als Abschlussarbeit seines Musikstudiums eine „Messa“. Ihre Uraufführung fand im Juli 1880 statt. Obwohl sie durchaus erfolgreich war, veröffentlichte Puccini sein Manuskript nie vollständig. Er verwendete jedoch Teile seines Messa-Materials später in zwei Opern.
Wieder-Entdeckung der Messa
Die Wieder-Entdeckung dieser Messe verdanken wir einem besonderen Zufall: Der vierzehnjährige Dante del Fiorentino wurde 1922 Zeuge eines Autounfalls in Torre del Lago, dem Wohnort der Puccinis. Giacomo Puccini, ein leidenschaftlicher Autofahrer, war mit seinem neuen Wagen in einen Graben gefahren. Der junge Dante, der im schwarzen Ornat eines Kaplans gerade aus der Kirche gekommen war, beobachtete den Unfall aus nächster Nähe. Als man Puccini aus dem verunglückten Wagen geleitete, sah er den jungen Mann in seinem schwarzen Messgewand und rief diesem verängstigt zu: “Vai via gonnellone” (geh weg, großer Rock..“).
Aus dieser Zufallsbegegnung entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden, zumal die Familie von Dante del Fiorentino im gleichen Ort wohnte und mit den Puccinis gut bekannt war. Diese Freundschaft war schließlich der Auslöser, dass Dante del Fiorentino – der es Jahre später zum Priester und Monsignore in New York (Brooklyn) gebracht hatte – ab 1950 begann eine Biografie über den berühmten Opernkomponisten zu schreiben. Zu diesem Zweck besuchte er seine alte toskanische Heimat. Dort sammelte er Puccini-Handschriften und Hunderte von Briefen. Dabei kaufte er der lucchesischen Familie Vandini auch eine alte Abschrift der Messa ab. Diese hielt er anfangs sogar für das Original. Schnell erkannte Fiorentino den Wert seiner Entdeckung und bezeichnete die ganze Messe als ein Monument zur Ehre Gottes. Da aber das Gloria im Vergleich zu anderen Messvertonungen ungewöhnlich lang war, gab Dante del Fiorentino ihr dafür den bezeichnenden Titel Messa di Gloria, unter dem dieses Werk seither bekannt ist.
72 Jahre nach der Uraufführung
Zurück in Amerika sorgte er für eine Veröffentlichung des Stücks durch den Verlag Mills Music. Im Jahre 1952 konnte er eine Wiederaufführung in Chicago (und später noch in Neapel) organisieren. Rechtliche Auseinandersetzungen mit den Erben Puccinis und seinem Verlag Ricordi, die darauf beruhten, dass Rita Puccini, die Schwiegertochter von Giacomo Puccini, die originale Partitur in ihrem Besitz hatte, konnten schließlich einvernehmlich geregelt werden. So erlebte diese Messe eine mehr als erfolgreiche „Wieder-Erweckung“, was in zahlreichen Einspielungen und Aufführungen in der ganzen Welt bis heute anhält.