Die Musik von Joseph Haydn erfreut sich in den Konzertsälen und Kirchen der Welt bekanntlich höchster Beliebtheit. Ob Sinfonien, Kammermusik oder oratorische Musik – jeder kennt und liebt die Meisterwerke dieses Wiener Klassikers. Und dennoch: Ausgerechnet das Werk, dass „Papa Haydn“ selbst besonders hoch einschätzte, gehört heute zur Kategorie „Vergessene Meisterwerke“. Sein Oratorium Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze wurde laut Statistik des VDKC in 16811 Konzerten (in Deutschland) zwischen 1980-2004 nur 17mal aufgeführt. Tendenz: Leider weiter fallend…
Eigenartige, aber auch einmalige Entstehungsgeschichte
1785 erhielt Haydn von einem Domherrn aus dem spanischen Cadiz einen Kompositionsauftrag für eine Karfreitags-Liturgie über die „Sieben letzten Worte“. Sie sollten quasi als „reflektierende instrumentale Intermezzi“ zwischen den auslegenden Betrachtungen des Bischofs gespielt werden. Am Karfreitag 1787 wurde diese Komposition von Haydn in Cadiz in der beabsichtigten Weise aufgeführt. Überdies fertigte Haydn von diesem Werk noch eine Streichquartett- und eine Klavierfassung an.
Sieben Jahre später besuchte Haydn ein Konzert in Passau. Dort hatte der erzbischöfliche Kapellmeister Joseph Friebert Haydns Karfreitags-Komposition mit Text unterlegt und für Chor und Solistenquartett bearbeitet. Haydn war sehr angetan und bemerkte: „Die Singstimmen, glaube ich, hätte ich besser gemacht…“.
Am 26. März 1796 erklang nun tatsächlich seine ursprüngliche Instrumental-Komposition in eigener Fassung als Typus des „empfindsamen Oratoriums“ mit Chor und Solistenquartett im Schwarzenberg-Palais unter der Leitung des Komponisten.
Die „Sieben Worte“ gehörten – in allen Fassungen – zu den bekanntesten und beliebtesten Werken des Meisters. Man rühmte den „sprechenden Ton“ und „die Leidenschaftlichkeit des Ausdrucks“. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt im großen Redoutensaal der Wiener Hofburg am 26. Dezember 1803 dirigierte Joseph Haydn genau diese „Sieben letzten Worte“ – als Ausdruck eigener und höchster Wertschätzung.
„Die Sieben letzten Worte…“ bald in Stuttgart zu hören
Der Stuttgarter Oratorienchor unter Leitung von Enrico Trummer führt zusammen mit dem Stuttgarter Concertino und einem hochkarätigen Solistenquartett dieses vergessene Meisterwerk in der Leonhardskirche bei seinem traditionellen Palmsonntagskonzert dieses Jahr am 24. März ab 19.00 Uhr auf.
Karten sind ab 20. Februar 2024 über das Kontaktformular unserer Website und über Easy-Ticket erhältlich.